18 Januar 2013

Barranca del Cobre: 2. Tag nach Urique

Nachts war es +15°. Wir befinden uns gegenüber gestern morgen auf einer völlig andern Meereshöhe und in einer völlig andern Klimazone. In Batopilas ist das ganze Jahr über subtropisches Klima.
Wir bummeln noch ein wenig durchs Dorf - gehen über die Hängebrücke, welche die beiden Ortsteile verbindet und kehren zurück zum Leomobil.


Vor einiger Zeit hat die Regierung die Marihuana-Felder zerstört. Deshalb war offenbar eine Zeitlang starke Militärpräsenz in der Region. Wir merken nichts davon. Sind bisher - auch auf dem Festland - noch nie in eine Militärkontrolle gekommen.
Wir müssen ein paar mal fragen, um den richtigen Weg nach Urique zu finden. Erhalten von den Dorfbewohnern stets freundliche Auskunft.
Fahren über die Betonstrasse dem Flussufer entlang - uff, habe noch den Fensterrahmen auf dem Bild... trotzdem mag ich dieses Foto.
 
 
 
...und wieder hinauf zur Autobrücke und ein paar Kilometer zurück.
 
 
 
Finden nach nochmals mehrmaligem Fragen das richtige Haus mit dem roten Dach, wo die Abzweigung zum Rio Batopiles hinunter zu der Stelle ist, wo wir den Fluss problemlos über die Betonspur überqueren können.
 

 
Dann gehts steil hinauf! Wow! Und enge Kurven! Die Sicht von weiter oben auf die Flussüberquerung hinunter und in die verschiedenen Canyons ist einzigartig. Das Wetter ist gut - es hat ein paar Wolken - aber das macht nichts aus!

 
 
 
 
 
 
 

 
 
 


 
Leomobil klettert die steilen oft ausgewaschenen Fahrwege hinauf bis auf 2'440 m und wieder hinunter bis auf 1'700 m und wieder hinauf... Es ist gut, dass wir den Weg öfters nicht weiter als 50 bis 100 m vor uns sehen - ich weiss nicht, ob wir andernfalls ab und zu den Mut gehabt hätten, überhaupt weiter zu fahren...




Der Pfad - öfters eher für Esel und Maultiere als für Fahrzeuge geeignet - ist an gewissen Stellen so eng und steil, dass Leomobil verschiedene Kurven nicht in einem Umgang schafft! Der Pfad führt oft am Abgrund entlang. Nur mit voller Konzentration kann die Strecke bewältigt werden. Manchmal stehen plötzlich Kühe, Esel, Maultiere oder Ziegen auf dem Weg. Oder ein grosser Stein.












 
Ueber diese Steine rüttelts ganz toll - und der Fahrweg führt dem Abgrund entlang. Schwieriger ist jedoch, die nachstehende Stelle zu überwinden: Der grosse Stein auf dem Weg kann nur mit cm-genauem Umfahren ohne Absturz über den Abhang überwunden werden... Auf dem Foto ist nicht ersichlich, dass die Stelle auch steil ist... Die wohl heikelste Stelle unserer Tour durch den Kupfercanyon!


Und das ist der Blick nach unten:


 
Ein Wegweiser an einer Gabelung: welches ist nun der richtige Weg nach Urique?



Wir entscheiden uns für den Weg nach unten. Dieser ist jedoch sooo ausgewaschen, steil und scheint wenig befahren. Wir sind unsicher und wollen beim Haus etwas weiter unten fragen. Rauch dringt aus dem Kamin. Jemand steht im Garten. Wir halten an, steigen aus und wollen fragen. Die Person verschwindet und lässt sich auch nach mehrmaligem Rufen nicht blicken.
Wir kehren um, fahren das steile Wegstück wieder nach oben und nehmen den Weg in die andere Richtung. Schliesslich endet die Fahrt bei einer stillgelegten Silbermine. Dort steht auch ein Wegweiser nach Urique - wir haben uns verfahren....


Also zurück und doch wieder auf dieses steile Wegstück - es war offenbar doch richtig...

Wieder durchfahren wir verschiedene Vegetationszonen und kommen an schönsten Aussichtspunkten vorbei. Ab und zu "müssen" wir einfach kurz innehalten...






Doch die Zeit drängt - es ist schon später Nachmittag und wir sind immer noch auf über 2'000 m Höhe. Wir müssen unbedingt tags Urique erreichen!


Vor Nachtfahrten wird überall aus verschiedenen Gründen gewarnt. -
Der Weg führt nochmals über eine Hügelkette und dann sehen wir weit unten im Tal ein paar Häuser - das müsste Urique sein.
Das GPS funktioniert schon lange nicht mehr. Grund: "kein Empfang" und "Route kann nicht berechnet werden".
Auf einer Anhöhe treffen wir gegen Abend auf eine Gruppe Rarámuri-Frauen am Wegrand. Wir fragen, ob dies der richtige Weg nach Urique sei. Die meisten wenden sich ab - eine sagt: "nein" und kichert. Wir fahren weiter die schmale Strasse hinauf und wieder hinab...
Kurz vor Einbruch der Dämmerung sehen wir unten im Talboden das Dorf. Es kann nur Urique sein!Und der Weg führt nun nur noch abwärts - steil und kurvig. Unterwegs kommt uns heute das erste Auto entgegen. Zum Glück bei einer Ausweichstelle. Wir fragen wieder und erhalten freundliche Auskunft: ja das ist der Weg nach Urique - das Dorf ist weiter vorne im Tal.
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Talboden. Wir müssen den Rio Urique durchqueren - aber wo? Am Ufer steht ein Fahrzeug. Der Fahrer weist auf die Stelle, wo wir in den Fluss fahren und gegenüber wieder an Land gehen können. Mulmiges Gefühl, bei Dunkelheit durch den Fluss zu fahren... Wir sind jedoch gewohnt, konzentriert zu sein - also festhalten, Gas geben und los!
Am andern Ufer ist ein kleines Dorf vor Urique. Wir haben noch 7 km Fahrt durch die stockdunkle Nacht vor uns. Die Schotterstrasse führt der Felswand entlang - unten ist der Fluss. Endlich ist im Scheinwerferlicht rechts und links der Strasse wieder Land statt Felswand und Abgrund zu sehen. Plötzlich sehen wir eine Umleitungstafel und auf der Strasse liegen Steine. Eine Falle?  Wir haben keine Zeit nachzudenken und keine andere Wahl, als in der Dunkelheit auf die Sandpiste einzubiegen. Dann stehen wir wieder am Rio Urique - wir müssen durch! Also festhalten, Peter gibt Gas und schon rattern wir wieder durchs Wasser. Der Untergrund muss hier ziemlich steinig sein, denn es rüttelt stark und die Strömung ist spürbar. Dank der guten Scheinwerfer finden wir den Ausstieg aus dem Fluss und fahren weiter auf einer Schotterstrasse. Und bald kommt im Finstern die 3. Flussdurchquerung heute abend... Geschafft - und wir sind auch bald geschafft!  Nun müssen wir Entre Amigos finden, die Unterkunft, die wir im Reiseführer gesehen haben.
In Urique sind viele der wenig beleuchteten Läden offen und Leute auf der Strasse. Mehrmals halten wir an und fragen nach Entre Amigos. Erhalten immer freundliche Antworten - es ist jedoch schwierig, die Unterkunft nachts zu finden. Ein Mann fährt uns dann mit seinem Auto vorab und lotst uns zum Eingangstor. Alles dunkel. Peter biegt die nicht verschlossene Kette auseinander und öffnet das Tor, um hineinzufahren. Kaum wollen wir das Tor hinter uns schliessen, kommt jemand mit einer Stirnlampe auf uns zu. Es ist Tomaso. Er heisst uns freundlich willkommen, zeigt WC und Warmwasser-Dusche und pflückt im Dunkeln für uns 2 Grapefruits vom Baum.
Heute sind wir 10 1/2 Std. gefahren und haben 104 km zurückgelegt. Haben 1/4 Std. Rast und ein paar kurze Fotostops gemacht.
Dankbar und froh, ohne Steinschlag, Panne und trotz 1 1/2 Std. Nachtfahrt heil und ganz angekommen zu sein, verschlingen wir einen Teller Spaghetti und sinken bald darauf in Tiefschlaf. Ich fahre jedoch immer noch und träume von diesen faszinierenden Landschaften...

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